Hortpädagogik

....der Hort ist eine eigenständige soziale und freizeitpädagogische Einrichtung, zusammen mit der Schule übernimmt er den Erziehungs- und Bildungsauftrag

Allgemeines zum Hort:

  • der Hort ist eine eigenständige soziale und freizeitpädagogische Einrichtung
  • zusammen mit der Schule übernimmt er den Erziehungs- und Bildungsauftrag
  • es werden Kinder von der 1. bis zur 4. Klasse im Hort betreut und gefördert
  • In Ausnahmefällen bis zur 6. Klasse, wenn:
    > entsprechende Bildung, Erziehung nicht gegeben ist
    (häusliche Situation oder Entwicklungsstandes des Kindes)
    > Kind ist nicht in der Lage seinen außer schulischen Alltag selbst zu bewältigen
  • die Betreuung wird in Schulräumen oder benachbarten Räumen angeboten
  • die Eltern alleine müssen die Kosten tragen

Bildung, Betreuung, Erziehung ist der sozialpädagogische Auftrag jeden Hortes. SGBVIII

Entwicklungsschritte im Hortalter:

  • Entwicklung spezifischer Interessen
    > wachsende Interesse an verschiedenen Sachgebieten
    > Forscherdrang wächst
  • Zunehmendes Abstraktionsvermögen
    > Denken und Lernen wird weniger anschaulich
    > kritische Reflexion von Inhalten
  • Zunehmende Bewältigung neuer Aufgaben
    > an Zeitpläne halten
    > Schulweg alleine meistern
    > Ordnung halten
  • Eigenständigkeit
    > beanspruchen Handlungen mit Ernsten Charakter (nicht mehr so tun als ob)
  • Zuwendung zu Gleichaltrigen
    > Beziehung zu Gleichaltrigen wird immer wichtiger
    > Rang in der Gruppe muss gefunden werden
  • Aufbau von Norm- und Wertvorstellung
    > kritische Reflexion von geltenden Normen
  • Bedürfnis sich mit anderen zu messen
    > Bestätigung der eigenen Leistung

Ziele der Hortarbeit:

Die Stärkung der Selbstständigkeit der Kinder im Schulalter, sich selbst aktiv seine Welt zu gestalten erfordert, dass im Hort:

  • Alltagsprobleme bearbeitet,
  • Konfliktbewältigung gelernt,
  • Selbstständigkeit, Autonomie, Eigensinn und auch Gemeinschaftssinn beachtet,
  • Fähigkeiten, sich eine eigene Meinung bilden zu können und diese zu vertreten entwickelt,
  • Freizeitangebote, die den Lernwillen unterstützen und individuell Neigungen unterbreitet werden.

Ziel ist es das jedes Kind ein positives Selbstkonzept entwickeln kann.

Folgen, wenn es keine Hortbetreuung geben würde:

  1. Der Medienkonsum würde sich bei den Kindern erhöhen.
    (TV, Computerspiele würden häufiger genutzt werden)
  2. Es würde zur Isolation der Kinder kommen.
    (Sind nicht mehr wie im Hort mit anderen Kindern zusammen.)
  3. Die Ernährung währe schlechter.
    (Wenn sie sich Essen selber machen sollen, wird wahrscheinlich häufiger zu ungesunden Dingen gegriffen.)
  4. Die Unfallgefahr würde steigen.
    (Beim alleine nach Hause gehen oder bei Tätigkeiten im Haushalt.)
  5. Die Kinderarmut würde zunehmen.
    (Ein Elternteil kann nicht Vollzeit arbeiten gehen.)
  6. Es würde zum Bewegungsmangel kommen.
    (Zu Hause alleine wird man von sich aus nicht mehr soviel rausgehen.)

Hausaufgaben:

  • Möglichkeit zur Anfertigung wir gestellt
  • Hort ist nicht gleich Schule = Hausaufgaben sollte nicht die meiste Zeit in Anspruch nehmen >   empfohlen werden 30 Minuten Hausaufgabenzeit im Hort
  • Ziel ist es das die HA selbstständig sowie Termingerecht und in einer hohen Qualität angefertigt werden
  • ERZ unterstütz und motiviert die Kinder
  • Hort sorgt für die räumlichen Bedingungen und stellt Hilfsmittel und Materialien bereit
  • es wird für eine entspannte Atmosphäre sowie gute Arbeitsbedingungen gesorgt

Funktionen der Hausaufgaben:

Nr Funktion Beschreibung
1. Kommunizieren kommunikative Funktion zwischen Lehrer und Schüler
2. Exerzieren Lernstoff wird über die Hausaufgaben verinnerlicht
3. Fundieren Lernstoff wird vertieft
4. Selektieren HA gehören zu einem Faktor der sozialen Selektion (Auslese)
5. Recherchieren erforschen, wissen selbst aneignen
6. Informieren in Kenntnis setzten, Eltern erfahren was gemacht wird
7. Permittieren Loslassen, Selbstständigkeit wird gefördert
8. Evaluieren Auswerten, Lehrer merken ob die Schüler es verstanden haben
9. Elaborieren Erarbeiten, eigenständiges erarbeiten
10. Kompensieren Ausgleichen, Stoff der im Unterricht nicht geschafft wird, wird so trotzdem vermittelt
11. Disziplinieren als „Strafe“
12. Legitimieren Rechtfertigen

 

Hinweise zur Hausaufgabenbetreuung:

Kontrollieren: individuell von Kind zu Kind, Ziel: gar keine Kontrolle mehr nötig da alle
Kinder gewissenhaft arbeiten

Motivieren: Kindgemäße Ermunterung, kein ständiges antreiben

Erklären: achtsam damit umgehen, Erklärungen müssen sachlich richtig sein und
leicht verständlich

Zurückhaltung üben: „Hilf mir es selbst zu tun“

Loben: Bestärkung und Anerkennung dürfen nicht fehlen

Ermahnen: sollte pädagogisch klug eingesetzt werden

Führen: HA begleiten

Verstehen: selbst Fachwissen über die HA zu haben

Kooperieren: Zusammenarbeit mit Lehrern und Schule

Partnerschaftlicher Erziehungsstil: entsteht zwischen Kind und ERT bei der HA
Begleitung

Raumgestaltung:

  • Horträume sind Spiel-, Lebens-, Lern- und Entwicklungsräume
  • Es müssen die Bedürfnisse von Jungen und Mädchen gleichermaßen berücksichtig werden
  • Sie sollen das freie Spiel ermöglichen und die selbstbestimmte Tätigkeit

Es sollte Räume geben für:

  • Bewegung und Sport
  • Bauen und Werken
  • Musizieren und Musik hören
  • Rollen und Theaterspiel
  • Entspannung und Rückzugsmöglichkeit
  • Spiel in kleinen Gruppen
  • Arbeit mit verschieden Medien
  • Aktivitäten in Mädchen und Jungengruppen

Raumkonzept sollte auch Aufenthalts und Beteiligungsmöglichkeiten für Eltern berücksichtigen. (Sitzgelegenheiten, Informationstafel)

Ausstattung:

  • Sollte ausreichend und zugänglich vorhanden sein
  • Sollte sich gleichermaßen an den Interessen der Jungen und Mädchen orientieren
  • Ausstattung sollte die Möglichkeit geben mit unterschiedlichen Informations- und Kommunikationsmedien zu arbeiten und experimentieren
  • Eine moderne Dokumentationsform sollte vorhanden sein
  • Gestaltung der Räume sollte Geborgenheit vermitteln

Außengelände:

  • Sollte nach den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder gestaltet werden
  • Der Bereich sollte selbstständig von den Kindern nutzbar sein
  • Naturnahe Bereiche, die kreatives und experimentelles Spielen zulassen sollten vorhanden sein

Kooperation zwischen Hort und Schule:

In diesem Bereich gibt es gibt leider noch viele Probleme.
Ein Grund warum die Kooperation zwischen Schule und Hort nicht immer gut funktioniert liegt in der Organisation. Die Räumlichkeiten und das Gelände von Horten und Schulen stellen eine wichtige Ressource dar und stehen im Mittelpunkt der Kooperation. Dies gilt insbesondere für Horte die in Schulen untergebracht sind. Hier kommt es häufig zu Problemen. Der Hort öffnet bereits zu Zeiten an denen der Großteil der Schüler noch Unterricht hat. Daher sind viele Klassenräume die der Hort als Gruppenraum nutz noch belegt und stehen nicht zur Verfügung. Selbst Fachräume die der Hort mitbenutzt wie zum Beispiel die Turnhalle, die Bibliothek oder die Küche können durch den Nachmittagsunterricht häufig nicht benutzt werden. Hier fehlt es meist an einer guten Organisation von Seiten der Schule aus und an einer guten Kooperation beiderseits. Zurzeit ist es in den meisten Fällen so, dass die Schule sich auf ihr Hausrecht bezieht und der Hort nur in der Schule geduldet wird. Selbst Horte mit eigenem Gebäude stoßen auf dieses Problem, wenn es zum Beispiel um die Nutzung der gemeinsamen Turnhalle geht.
Ein weiterer großer Schwerpunkt in der Organisation liegt in der Absprache der Stundenpläne. Der Hort wird meist gar nicht oder viel zu spät über Änderungen oder Ausfälle informiert und wird so vor vollendete Tatsachen gestellt und muss seinen Tagesrhythmus den neuen Gegebenheiten spontan anpassen. Das macht es dem Hort natürlich schwer Projekte und Aktivitäten mit den Kindern vernünftig zu planen sowie einen geregelten Tages-/Wochenrhythmus einzuhalten.
Es kommt leider auch immer wieder vor das sich die angebotenen Nachmittagskurse der Schule mit der des Hortes schneiden oder sogar identisch bzw. ähnlich sind. Dieses Problem könnte mit einer besseren Organisation und Zusammenarbeit schnell behoben werden und die Vielfalt für die Kinder währe größer.
Diese Organisationsprobleme könnten durch regelmäßige Treffen der Lehrer und Erzieher geklärt werden. Dies ist aber in den meisten Fällen durch die unterschiedlichen Arbeitszeiten und Räumlichkeiten nicht möglich. Daher muss an diesem Problemfeld aktiv gearbeitet werden um eine Besserung für den Hort zu erzielen und das gegenseitige Aufgaben zu Geschiebe beendet wird.

Daher gibt es einige Empfehlungen:

  1. Erzieher und Lehrer sollten Gemeinsame Konferenzen durchführen.
  2. Es ist auch sinnvoll Elternsprechstunden gemeinsam durchzuführen.
  3. Lehrer und Erzieher sollten sich regelmäßig gegenseitig Hospitieren um die Arbeit des anderen besser zu verstehen.
  4. Gemeinsam Weiter-und Fortbildungen besuchen.
  5. Die Lehrer sollten die Erzieher in Schulentscheidungen mit einbeziehen.

Elternpartnerschaft:

  • die Partnerschaft zu den Eltern ist besonders wichtig

> da im Hort Eltern und ERZ sich nur selten sehen

Formen der Elternarbeit die im Hort möglich sind:

  • Tür- und Angelgespräche
  • Aufnahmegespräch
  • Sprechstunden
  • Feste und Feiern
  • Elternabende
  • Telefonate
  • Elternberatung/ Elternstammtisch
  • Indirekte Kontakte (Infotafeln, Mitteilungshefte, Einladungsschreiben)

Diese sollte unbedingt kontinuierlich stattfinden.
Sie wird vom ERZ aus initiiert und gepflegt.

Mitwirkungsmöglichkeiten der Eltern / Wie können wir die Eltern mit ein beziehen?

  • Gemeinsame Vorbereitung von Festen und Feiern
  • Mitwirkung in einem Projekt
  • Mithilfe bei Gestaltung der Räumlichkeiten
  • Einbringen der besonderen Kompetenzen der Eltern
  • Mithilfe bei Verwaltungsaufgaben
  • Einspringen der Eltern in Ausnahmesituationen

Offene und Geschlossene Hortarbeit:

Das Offene Hortkonzept:

  • seit Ende der 1970 Jahre in deutschen Einrichtungen vertreten
  • Stammgruppen werden aufgelöst zu Gunsten der Möglichkeit sich frei in allen Räumen zu bewegen
Offene Hortarbeit Geschlossene Hortarbeit

Selbstständigkeit wird gefördert

(Kinder können selbst entscheiden)

Feste Abläufe sind Möglich

(Angebotsplanungen)

besseres soziales Miteinander

(da es keine kleinen Gruppen, sondern nur eine große Gruppe gibt)

man kennt sich besser untereinander

(Gruppe/ Gemeinschaftsgefühl kann sich besser entwickeln)

Räumliche Möglichkeiten sind Vielfältiger und können anders genutzt werden Es gibt eine feste Bezugsperson.
Individuelle Gestaltung des Tagesablaufes Gruppenräume statt Funktionsräume. In den Gruppenräumen findet alles statt.
Arbeit ist für Eltern transparenter
Kinder müssen bei Krankheit (ERZ) nicht aufgeteilt werden
Kinder haben hier eine aktive Rolle und können partizipieren
Interessengruppen können entstehen
Es gibt statt Gruppenräumen, Funktionsräume.

Mustergliederung einer Hortkonzeption:

  1. Vorwort (enthält die Zielsetzung der Konzeption)
  2. gesetzliche Grundlagen (Hinweis auf KJHG SGB VIII)       
  3. Umfeld der Einrichtung

    1. Lage und soziales Umfeld
    2. Einzugsbereich (beschränkt sich auf das nahen gelegenen Umfeld, sowie auf junge berufstätige Familien)
    3. Struktur des Ortsteils (gute Verkehrsanbindungen, Grün- u. Freiflächen)
  1. Beschreibung des Hortes

    1. Geschichte
    2. Angaben zum Träger (freier Träger)
    3. Gebäude und Gelände
      1. Räumlichkeiten
      2.  Ausstattung
      3. Außenanlage (ausgestattet mit Tischtennisplatte, Fußballtoren, Klettergerüsten usw.)
    4. Gruppenstruktur (offene Hortarbeit)
    5. Aufnahmekriterien
    6. Personalstruktur (5 ERZ auf 80 Kinder)
    7.  Öffnungs- u. Schließzeiten (Werktags von 11-18 Uhr, Wochenende und feiertags geschlossen)
  2.  Bedürfnisse der Kd. u. Jgdl.
    1. Verpflegung (Mittag u. Vesper durch eigenes Küchenpersonal in der Hauseigenen Küche)
    2. Abholung und Heimweg
      1. Abholservice (Abholung der Kd. in den ersten Wochen des Schuljahres für 1. Klässler)
      2. Vollmacht
      3. Selbstständiger Heimweg
  3. Konzept des gesunden Hortes (Gesunde Ernährung u. Bewegungsvielfalt)
  4. Päd. Schwerpunkte u. Ziele (Selbstständigkeit, Partizipation, Eigenverantwortlichkeit, Mündigkeit, Resilience)
  5. Methodische Grundlagen (situationsorientierter Ansatz)
  6. Kooperation
    1. Eltern (Kursangebote, Begleitung bei Ausflügen)
    2.  Schule
    3. Freitzeiteinrichtungen  (Institutionen, vereine, Musikschule, Theater)
    4. Firmen (eigene Shuttleservice)
    5. Pädagogischen Fachkräften (Weiterbildungen, Austausch)
  7. Tagesablauf (Mittag von 12-14 Uhr möglich, Vesper von 15:30- 16.30 Uhr möglich, Abholung bis spätestens 17.00 Uhr)
  8. Öffentlichkeitsarbeit (Homepage, Elternversammlungen, Monatsinfo und Hortzeitung u.a.)
  9. Anhang (alle erforderlichen Anträge und Formulare)

 Quellen

KAPLAN, Karlheinz (Hg.). Handbuch der Hortpädagogik. Lambertus, 1997.


Häufig gestellte Fragen

Frage: "Wo finde ich den Autor für diesen Artikel"

Antwort: Erzieherspickzettel-Team

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