Die kindlichen Phasen des Schaffens

Die erste Phase des kindlichen Schaffens

  • mit spätestens 2 Jahren haben Kinder den Antrieb sich bildhaft auszudrücken
  • Anfangs tun sie es aus Neugier und Erkundungsfreude > später geschieht dies mit ausgewählten Mitteln
  • in dieser Phase arbeiten die Kinder mit viel Papier > sie arbeiten spontan und schnell
  • die Kinder erproben das Material, machen Bewegungsübungen und lernen beim malen mit allen Sinnen
  • sobald die Kinder einen Stift halten können (ca.1 Jahr) beginnen sie mit dem Kritzeln
  • das Kritzeln hat drei Stufen
  1. Hiebkritzeln (12-16 Monate) = wahllose Striche
  2. Schwingkritzeln ( 16-22 Monate) = dichte Strichlagen
  3. Kreiskritzeln (22-23 Monat) = knäulartige Spuren
  • für Kinder hat in dieser Phase jedes Bild einen Sinn auch wenn er für uns Erwachsenen noch nicht zu erkennen ist > wir sollten die Kinder nicht durch vorschnelle Äußerungen verunsichern
  • ab circa 4 Jahren werden erste Bäume , Tiere und Menschen gezeichnet (Kopffüßler)
  • oft werden nur Kopf, Körper und Hände gemalt
  • Menschen werden von vorne gemalt, Tiere von der Seite
  • die Kinder zeichnen nicht was sie sehen sondern was sie wissen
  • Anfangs kommen Arme oft waagerecht aus den Beinen, bis es den Körper zeichnen kann
  • die Bilder werden mit der Zeit immer detaillierter (Hüte, Stöcke, Haare..)
  • mit circa 5 Jahren kommt die Profilansicht hinzu, aber oft mit zwei Augen
  • das was den Kindern in diesem Alter wichtig ist wird besonders groß gemalt, das unwichtige klein
  • oft werden auf eine Fläche Gegenstände gezeichnet, die zufällig angeordnet wirken (daher auch Streubild genannt)
  • im weiteren Verlauf kommt es zur Zeichnung von Standlinienbildern > alles steht auf einer Linie
  • Sonnenschein ist auf Bildern kaum wegzudenken, weiße Räume werden als Luft bezeichnet
  • häufig entstehen Aufklappbilder (ein See, um den viele Häuser stehen aber mit der Ansicht von vorne)
  • oder Röntgenbilder (alles wird von innen dargestellt z.B. wird ein Haus „ausgeschnitten“ und stockwerke gezeichnet)
  • Bewegungsdarstellungen fallen den Kindern noch schwer, es wirkt alles steif ud starr
  • wichtig zu wissen ist, dass es von Kind zu Kind Entwicklungsunterschiede gibt
  • beim zeichnen merkt man jedoch ob Kinder viel oder wenig gefördert wurden

Die zweite Phase des kindlichen Schaffens

  • beginnt etwa ab dem 8 Lebensjahr und ist im Gegensatz zum spontanen Schaffen in der ersten Phase, Leistungs und ergebnisbezogen
  • das Kind will die Dinge nun so realistisch wie möglich darstellen
  • das Kind arbeitet planvoll und zielstrebig ein „Produkt“,welches seinen erwachenden Leistungswillen befriedigt
  • Es werden Kraft und die Fähigkeit zur Geduld, Genauigkeit, Bestimmung der Farbe und Formen, Einhaltung der gestellten Aufgabenund Entwicklung der Fantasie abgefordert und gefördert.

Aufgaben des Erziehers:

  • verstärktes Ideen und Materialangebot stellen
  • geschlechtsspezifische Interessen mit gemeinsamen Themen und einem vorgegebenen Material befriedigen
  • Kindern beim Finden ihrer eigenen Rolle unterstützen: zu Bildschaffen motivieren, das ihren Vorstellungen gleich/entgegen kommt
  • Unsicherheit nehmen, ermutigen
  • Verständnis für Gefühle des Kindes zeigen
  • Neugierde wecken
  • individuelles Lob aussprechen
  • eigene Ansprüche herunterschrauben
  • Erwartungen der Kinder mit Erziehungszielen verknüpfen
  • wertvolle Lebenshilfe bis in die Pubertät bieten

Kritisch-realistisches Gestalten

Übergang von naiv-realistischem Gestalten zu kritischen-realistischem Gestalten: Kind möchte seine Umwelt naturgetreu und mit allen von ihm erkannten Zusammenhängen und Funktionen darstellen bzw. wiedergeben.

Charakteristische Darstellungsweisen

Schrägbild

  • Kind versucht realen Raum in seiner Tiefe und Schichtung darzustellen
  • alles Vorhandene wird versucht in räumlich-logischer Ordnung sichtbar zu machen
  • seitenanischt wird schräg nach oben geführt um Bildtiefe anzudeuten
  • Kind stößt oft auf Schwierigkeite (seitlichen Wegklappen von Bäumen in einer Straßenkurze), welche es zu überspielen versucht

Luftbild

  • Perspektive von oben (ähnlich wie Stadtplan)
  • Arbeit nimmt ganzes Blatt ein
  • in dazwischenliegende Fläche: Menschen, Gebäude, Tiere, Autos, Bäume in typischer Seitenansicht
  • wird ebenfalls bei Landschaften und Gewässern angewendet

Horizontalbild

  • Standlinienbild wird von Horizontalbild weiterentwickelt
  • Himmel und Erde stoßen an waagerechter Linie (Horizont) zusammen
  • entstehende Flächen können wie im Schräg- oder Luftbild weitergestaltet werden
  • Horizontallinie oft keine Gerade, sondern lebendig von dargestellter Landschaft bestimmte Linie

Mehrstreifenbild

  • Aufteilung der Mal- und Zeichenfläche in mehrer Streifen
  • Kind benötigt mehr Fläche/Boden für die Darstellung von Motiven aus verschiedenen Perspektiven, Szenenabläufe oder von sehr großen Motiven
  • vergleichbar mit Illustrationen aus dem frühen Mittelalter

Mischbild

  • die meisten Bilder sind Mischformen aus verschiedenen Darstellungsweisen
  • schrittweise/vielfältige Entwicklung
  • Anspruchssteigerung gegenüber Umwelterfassung
  • Kind wird immer kritischer und stellt mehr Anforderungen an sich selbst
  • innerhalb einer Entwicklung immer Übergangsstadium

Entwicklung vollzieht sich kontinuierlich weiter, Kind wird immer kritischer in Bezug auf die Umwelt und seine Darstellungsmöglichkeiten.

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