Erziehungsziele

Definition, Aufbau von Erziehungszielen mit Beispielen zu Leitzielen, Richtzielen, Grobzielen und Feinzielen

Was sind eigentlich sogenannte Erziehungsziele?

Definition

Erziehungsziele sind bewusst gesetzte Wert- und Normvorstellungen über das Ergebnis der Erziehung, die Auskunft darüber geben, wie sich der zu Erziehende gegenwärtig und zukünftig verhalten soll und wie Eltern und andere Erzieher in der Erziehung handeln sollen.

Zusätzliches Wissen

  • jede Gesellschaft hat bestimmte Vorstellungen über die Ziele der Erziehung, dabei müssen diese Ziele nicht in allen gesellschaftlichen Gruppen gleich sein
  • wichtig ist nur das in jeder Gesellschaft ein sogenannter Grundkonsens besteht (das heißt es gibt einen kleinsten gemeinsamen Nenner)
  • in Deutschland stellt das Grundgesetz und im Besonderen die Grundrechte (Art. 1 -20), einen solchen allgemeinen anerkannten Grundkonsens dar

Erziehungsziele formulieren

Zielformulierung übersichtlich dargestellt

Wichtig: Lernziele werden in einem Satz formuliert

Grundaufbau eines Lernziels: Was wird wodurch gefördert, entwickelt oder verbessert?

Aufbau von Erziehungszielen

Erziehungsziele - Übersicht - Page 1
Übersichtliche Darstellung des Grundaufbaus der Erziehungsziele

Leitziel

Ist das Ziel der jeweiligen Einrichtung und kann aus der Konzeption entnommen werden.

Richtziel

Orientiert sich am Projektthema oder Kurs.

Grobziel

Orientiert sich am Bildungs- und Erziehungsbereich sowie am Angebotsthema und den Entwicklungsaufgaben.

Feinziele

Die Feinziele geben präzise wieder was in den vier Teilbereichen erreicht werden soll.

kognitiver Bereich

Beinhalten alle psychischen Vorgänge

psycho-motorischer Bereich

Beinhalten die Manipulativen und motorischen Fertigkeiten

sozialer Bereich

Beinhaltet das soziale Verhalten

personaler Bereich

Beinhaltet alle Selbstkompetenzen die erworben werden können

Welche Faktoren beeinflussen die Setzung von Erziehungszielen?

Eltern und Erzieher werden bei der Setzung von Erziehungszielen von bestimmten Umweltbedingungen und ihren eigenen Persönlichkeitsmerkmalen beeinflusst.
Diese können sein:

1. Soziokulturelle Faktoren

  • Wert- und Normvorstellungen der Gesellschaft in der sie Leben
  • Gesellschaftliche Trends (z.B. die antiautoritäre Erziehung in den 70er)
  • Medien (Erziehungssendungen, Ratgeber)

2. Ökonomische Faktoren

  • Wirtschaftsordnung einer Gesellschaft (Verdienst, Vermögen, Konkurrenzdenken, Betonung von Eigentum, Statussymbole etc.)

3. Individuelle Faktoren

  • Familiäre Situation (Familiengröße, Art der Familie – Alleinerziehend, Patchwork oder vollständig)

4. Persönlichkeitsmerkmale

  • Eigene Wünsche, Ideale, Weltanschauung, Bedürfnisse und Einstellungen

5. Menschenbild

  • eigene Sichtweise vom Wesen des Menschen und der Welt

Was für Probleme/Gefahren können Erziehungszielen mit sich bringen?

  • Unsicherheit durch Werte- und Normpluralismus (Eine bestimmte Gruppe von Leuten ist zum Beispiel der Überzeugung das Sexualität durch nichts eingeschränkt werden muss. Dagegen stehen die vielen Leute die der Meinung sind das Sexualität in bestimmten Bahnen gelenkt werden sollte.)
  • Normkonflikt (Zwei oder mehr bewusst gesetzte Erziehungsziele stehen im Wiederspruch zu einander. Zum Beispiel: Durchsetzungsvermögen und die Verwirklichung persönlicher Interessen lassen sich nur schwer mit Hilfsbereitschaft und Achtung vor Bedürfnissen anderen vereinbaren.)
  • Unrealistische und unerreichbare Ideale (Das Streben nach Perfektion des Menschen Beispielsweise kann zu einer fortwährenden Überforderung des zu Erziehenden führen.)
  • Verbauung der Zukunftsoffenheit (Kinder werden für morgen erzogen, in der Erziehung können aber meist nur Ziele verfolgt werden, die für heute wichtig sind. Da Niemand in die Zukunft schauen kann.)
  • Leitbilder weltanschaulicher Manipulation (Erzieher und Eltern missverstehen Erziehung meist als Menschenformung nach einem festgesetzten Menschenbild. Hier gelten Erziehungsziele als Zweck, zu deren Erfüllung die nachwachsende Generation nur Mittel ist. Dadurch werden aber Selbstbestimmung und freie Entfaltung der Persönlichkeit verhindert.)
  • Erzeugung falschen Bewusstseins (Bestimmte Menschengruppen können ihre eigenen Interessen mehr oder weniger bewusst hinter Erziehungszielen, die sie formulieren und durchzusetzen versuchen, verbergen und so bei anderen Menschen ein falsches Bewusstsein erzeugen.)
  • Verschleierung von Macht und Interessensansprüchen (Manipulation)

Erziehungsziele müssen Begründet werden, aber wie?

Zu aller erst muss man sagen, dass es keine falschen Erziehungsziele gibt. Man muss sie nur begründen können.

Es gibt drei verschiedene Perspektiven aus der man begründen kann:

Die Anthropologische Begründung

Das heißt, die Erziehungsziele müssen sich am Wesen und der Würde des Menschen orientieren.

Ich muss mir also immer zwei Fragen stellen:

  • Kann das Kind das bereits Lernen? (Alter, Leistungsstand) – Wesen
  • Ist das Kind es würdig dies zu lernen? (Hier ist die Antwort natürlich immer ja, denn jedes Kind hat ein Recht auf Bildung.) – Würde

Die Normative Begründung

Die Erziehungsziele gelten dann als gerechtfertigt, wenn sie ein geregeltes Zusammenleben ermöglichen. Daher müssen sie sich an den für das Zusammenleben notwendigen Werten und Normen orientieren.
Hier muss man sich fragen:

  • Was bringt es dem Kind für das Zusammenleben in der Gesellschaft?

Pragmatische Begründung

Die Erziehungsziele müssen sich an den anstehenden Aufgaben und Problemen der Zeit orientieren.
Hier muss man sich fragen:

  • Welche für das Leben wichtige Kompetenzen erwirbt das Kind hier?

Beispiel

„Ich bringe den Kindern in einem Angebot das Lesen der Uhr bei.“

Anthropologische Begründung:

Wenn ich dem Kind das lesen der Uhr nicht beibringen, würden ich damit die Würde des Menschen verletzen.

Normative Begründung:

Die Fähigkeit die Uhr zu lesen, ermöglicht dem Kind ein geregeltes Zusammenleben. Es kann sich an Termine und Verabredungen halten und kann etwas mit Fahrplänen und Öffnungszeiten anfangen. (Gib hier immer an warum das Kind das lernen muss!)

Pragmatische Begründung:

Die Fähigkeit die Uhr zu lesen ist wichtig für die Koordination des Alltags und bieten dem Kind Sicherheit und Selbstständigkeit. (Gib hier immer an wofür es wichtig ist!)

  • Instanzen die Erziehungsziele festlegen sind Wirtschaftsinstanzen, politische Machthaber bzw. die Regierung, politische Parteien und die Kirchen und Verbände.

Quellen